Geldmünzen Dominoeffekt

Im Notfall bleibt uns nichts – als der Notfallgroschen

Sparen für den Notfall sollten wir alle. Aber wie groß muss der Notfallgroschen sein, den wir für den Fall der Fälle zur Seite legen? Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, denn sie hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Am wichtigsten sind hier sicherlich die berufliche sowie die persönliche Situation des Sparenden: Ein Selbständiger mit Familie sollte definitiv mehr Rücklagen bilden als ein alleinstehender Angestellter. Aber immer der Reihe nach…

Für den Notfall sparen als Angestellter

Grundsätzlich kann man für Angestellte festhalten, dass Minimum drei besser sechs Monats-Nettoeinkommen ein guter Puffer für den Notfall ist. Damit bist du gut abgesichert, wenn plötzlich etwas Unerwartetes passiert – du zum Beispiel dein Handy verlierst, die Waschmaschine plötzlich kaputt geht oder dein Auto in die Werkstatt muss. Mit dem beiseite gelegten Geld kannst du in den allermeisten Fällen für die Reparaturkosten aufkommen. Ohne dabei direkt Schulden machen und einen Kredit aufnehmen zu müssen.

Bedenke: Das Risiko für unerwartete Ausgaben ist natürlich unterschiedlich. Wenn du kein eigenes Auto besitzt und deine schmutzige Wäsche regelmäßig zu deiner Mutter bringst, dann musst du an dieser Stelle natürlich mit keiner Überraschung rechnen.

Vielleicht solltest du in deinem Alltag dann aber andere Risiken einkalkulieren. Beispielsweise den Verlust des Jobs, weil du dich bei deinem neuen Arbeitgeber gerade noch in der Probezeit befindest oder es dem Unternehmen nicht gut geht und Stellen perspektivisch gekürzt werden.

Jobverlust auffangen

Unabhängig von der Sicherheit des eigenen Jobs ist es wichtig, sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen, wie gut und wie lange du mit dem dir zur Verfügung stehenden Arbeitslosengeldes auskommen wirst – solltest du doch einmal deinen Job verlieren. Aktuell erhalten kinderlose 60% ihres Nettogehalts, Arbeitnehmer mit Kindern beziehen 67% Arbeitslosengeld.

Gehen wir also davon aus, dass die Suche eines neuen Jobs ungefähr zwei bis drei Monate dauern kann. Demnach ist es sinnvoll, sich schon einmal vorab zu überlegen, welcher Betrag für die Überbrückung einer solchen Zeit notwendig ist. So können Existenzängsten vorgebeugt werden – weil beispielsweise laufende Rechnungennicht bezahlt werden können.

Ein Richtwert: sechs Monatsgehälter

Wenn wir dann noch im Hinterkopf haben, dass von dem Ersparten in vielen Fällen auch eine Familie mitversorgt werden muss oder andere dauerhafte Verpflichtungen bestehen, rate ich an dieser Stelle ganz klar dazu, sechs Monatsgehälter beiseite zu legen – um für den Notfall gewappnet zu sein.

Ob das für den Einzelnen passt, hängt natürlich auch von dem individuellen Sicherheitsbedürfnis ab. Manch einem reicht es vielleicht schon, wenn er weiß, dass er einen Monat überleben kann, weil er sonst keine weiteren Verpflichtungen hat. Sein Risiko ist also einfach überschaubarer.

Ein Notfallsparplan

Im Gegensatz zu Angestellten tragen Selbstständige ein höheres Risiko und sollten dementsprechend auch deutlich mehr Reserven aufbauen. Damit sie auch dann liquide sind, wenn einmal keine Einnahmen generiert werden können.

Grob rate ich hier, einen Puffer für sechs bis zwölf Monate anzulegen. Spare also so viel Geld, dass sowohl private als auch berufliche Kosten in diesem Zeitraum gedeckt werden können.

Das individuelle Risiko

Ob man sich als Selbstständiger hier eher auf die sechs oder eben die zwölf Monate fokussiert, hängt natürlich erheblich von der Art der Tätigkeit wie dem persönlichen Risikoempfinden ab.

Wenn du zum Beispiel in der IT-Branche arbeitest und dir deine Jobs bisher aussuchen konntest, wird deine Notfallreserve nicht so hoch sein müssen, wie die eines Grafikdesigners oder Redakteurs. Hier ist die Konkurrenz groß und es ist immer wieder damit zu rechnen, dass wichtige Jobs wegbrechen. Grund dafür kann sein, dass andere ihre Arbeit günstiger anbieten oder Kunden auf deine Arbeit verzichten oder sie doch selbst machen wollen, um Kosten zu sparen. 

Egal ob Informatiker oder Grafikdesigner: Deine monatlichen beruflichen Fixkosten werden sich aller Voraussicht nach noch in Grenzen halten. Wenn du nicht sowieso von Zuhause aus arbeitest, hast du vielleicht irgendwo ein Büro oder einen Schreibtisch angemietet. Im Notfall solltest du also in der Lage sein, die Kosten für den angemieteten Arbeitsplatz auch dann decken zu können, wenn du gerade keinen Job hast. Und das mindestens über die Zeit der vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist hinweg.

An dieser Stelle hast du natürlich gegenüber denjenigen einen Vorteil, die als selbstständige Unternehmer Laden- oder Lagermiete berücksichtigen müssen. Diese sind auch dann für die Lohnzahlungen ihrer Angestellten verantwortlich sind, wenn es geschäftlich gerade nicht so gut läuft. Hier sind die Kosten und somit das individuelle Risiko natürlich um einiges höher und die ausreichende Notfallreserve absolut notwendig.

Die Fallhöhe eines Selbstständigen

Nicht nur Corona hat uns gezeigt, wie schnell Unternehmen und ganze Branchen in die Knie gezwungen werden können: Politische Entscheidungen und Bewegungen, zu gutes oder zu schlechtes Wetter, die wirtschaftliche (Weiter-)Entwicklung und auch ganz andere unvorhersehbare Gründe können dafür sorgen, dass ein Selbstständiger von jetzt auf gleich tief fällt und mit seinem Angebot kurz- und auch langfristig keine berufliche Perspektive mehr hat.

Eine Arbeitslosenversicherung gibt es für Selbstständige nicht und das bedeutet im schlimmsten Fall von jetzt auf gleich HARTZ IV. Der Staat übernimmt an dieser Stelle also nur eine minimale Grundsicherung und das möchte sicher niemand erleben.

Und genau aus diesem Grund ist es wichtig, sich besonders als Selbstständiger darüber Gedanken zu machen, wie es im Notfall trotzdem weitergeht, bevor eben dieser Notfall eintritt.

Meine Empfehlung: zwölf Monate absichern

Ich persönlich habe immer mindestens eine Rücklage für 12 Monate, auf die ich jederzeit und ohne große Probleme zurückgreifen könnte. Das bedeutet, ich kann ohne jegliche Einnahmen sowohl meinen privaten als auch meinen geschäftlichen Verpflichtungen nachkommen. Grundlage hierfür ist meine Annahme, dass ich es in jeder Situation schaffe, innerhalb dieser 12 Monate einen neuen Auftrag akquirieren zu können.

Darüber hinaus versuche ich aber trotzdem den Betrag meiner Rücklagen regelmäßig wachsen zu lassen, indem ich jeden Monat zehn Prozent meines Umsatzes für den Notfall beiseitelege und investiere. So habe ich die Sicherheit auch in Krisen auf plötzliche Auftragseinbrüche reagieren zu können. Wenn es für dich also irgendwie möglich ist, rate ich an dieser Stelle definitiv zu einer finanziellen Absicherung für ein ganzes Jahr.

In 3 Stufen zum Notfallplan

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es für einen Großteil der Selbstständigen schwer möglich sein, kurzfristig Rücklagen für ein ganzes Jahr zu bilden und dabei sowohl die privaten als auch beruflichen Aufwände zu berücksichtigen – besonders dann, wenn die monatlichen Fixkosten eben nicht so überschaubar sind, wie bei einem Informatiker oder Grafikdesigner. In diesem Fall lohnt es sich, die verschiedenen Szenarien vorab durchzuspielen und einen Notfallplan aufzustellen. Dabei hilft es, das Jahr in verschiedene Stufen einzuteilen:

 1. Stufe: In dieser Zeit solltest du in der Lage sein, für alle deine anfallenden Kosten aufkommen zu können – sowohl im privaten als auch geschäftlichen Bereich. Damit dir nicht bereits nach kurzer Zeit alles zusammenbricht, solltest du diese Phase mindestens ein bis zwei Monate halten können.

2. Stufe: Für die Zeit danach solltest du dir überlegen, worauf du problemlos verzichten kannst. Halte in diesem Zuge fest, durch welche Maßnahmen deine Kosten privat und geschäftlich reduziert werden können. Je nach deinen individuellen Möglichkeiten findet Stufe 2 in Monat zwei bis drei statt und du schaffst es, einen wesentlichen Teil deiner Kosten einzusparen.

3. Stufe: Als letzte Stufe solltest du versuchen, den radikalen Rotstift anzusetzen und so viele Kosten einzusparen, wie nur irgendwie möglich, um deinen Notfallgroschen so lange wie möglich nutzen zu können. Der Zeitpunkt, wann du die 3. Stufe zündest, hängt davon ab wie hoch deine aktuellen Rücklagen sind bzw. wie lange diese reichen würden.

Wenn du einen solchen Plan vorab aufstellst, bist du in der Lage, deine anfallenden Kosten für ein Jahr realistisch einzuschätzen und entsprechende Rücklagen zu bilden. So bist du für den Notfall gut vorbereitet und kannst dich während dieser Zeit darauf fokussieren, neue Wege für dich und deine Selbstständigkeit finden.

So ein Notfallplan ist natürlich auch eine gute Möglichkeit für Angestellte, die undankbare Zeit ohne Einnahmen vorab zu planen und sich bereits im Vorfeld Gedanken zu machen, an welcher Stelle man ab welchem Zeitpunkt den Rotstift ansetzen sollte. Informiere dich rechtzeitig, welche Verträge du pausieren oder relativ problemlos kündigen kannst.

Vorbereitung ist wichtig

Egal ob angestellt oder selbstständig – es ist mehr als hilfreich, sich vorab Gedanken zu machen und ausreichend Geld für den unerwarteten Notfall beiseite zu legen. Und genau das ist wichtig: Von diesen Rücklagen sollte nicht der nächste Urlaub bezahlt oder die neuen Klamotten für die Kinder. Das verlangt ab und zu sicher ein wenig Konsequenz, aber es lohnt sich, denn es zieht einem in der Krise nicht sofort den Boden unter den Füßen weg.

Hast du dir schon eine entsprechende Summe zur Seite gelegt und musstest vielleicht sogar schon einmal darauf zurückgreifen? Warst du in dem Moment dankbar, dass du gut vorbereitet warst? Wenn ja, erzähl mir davon!